Montag, 19. Oktober 2015

Dreieck – Vierseitig

Das heutige 250. Konzert nahm Warnfried Altmann zum Anlass, auch selbst einmal wieder auf der heimatlichen Bühne zu stehen. Zum Konzert hatte er mit Andreas Willers und Willi Kellers zwei Musiker mitgebracht, die in unterschiedlichen Projekten auch in Magdeburg bereits spielten und nun als Trio ihre Leidenschaft für die improvisierte Musik auf die Bühne bringen konnten.
Andreas Willers – Gitarre
Warnfried Altmann – Saxophon
Willi Kellers – Percussion
Andreas Willers, Warnfried Altmann, Willi Kellers

Das Konzert beginnt mit zunächst leisen Klängen von Gitarre, Saxophon und Flöte, in Terzen und Quinten variiert, harmonisch anfangs, dann immer kräftiger werdend, zu einem Inferno an Tönen anwachsend, als sich die Musiker warm gespielt haben und dazu auch noch das Schlagzeug einsetzt. Warnfried Altmanns Saxophon einem Schiffshorn gleich den Magdeburger Nebel durchdringend, dazu wilde Kontrapunkte von Andreas Willers' elektrischer Gitarre und Willi Kellers erfindet dazu einen Rhythmus an seinen Drums. An den lautesten Stellen konnte man sich unter die läutenden Glocken einer Kirche versetzt fühle, solch ein Hinundher an Klängen kam von der Bühne ins Publikum, solch Dröhnen erfüllte den Raum, wild und doch geordnet.
Ähnlich kontrastreich ging es weiter, wenn die Musiker erst ruhige, indisch anmutende Klänge anstimmten, dann aber Altmann auf seinem Sopransaxophon die Kavalerie zum Angriff rief (für die hundert Pferde sorgte Kellers am Schlagzeug). Die teils harten metallischen Töne von E-Gitarre und E-Bass bildeten einen Kontrast vor allem zum warmen Ton des Saxophons. Einmal aber auch in merkwürdiger Übereinstimmung, als Saxophon und E-Bass zu einer unheilvoll auf- und abschwellenden Sirene wurden.

Nach der Pause zwischen den beiden Sets (die die Musiker ansonsten ohne Unterbrechung durchspielten) eröffnete Willers mit zwei Solostücken, bei denen er die Gitarre beinahe wie eine akustische klingen ließ. Danach aber wieder Improvisationen der Musiker, die dann jeder für sich ein Experimentator sind und doch immer wieder zu gemeinsamen Passagen zusammenfinden. Etwa wenn Altmann sein Saxophon quaken und fiepen läßt, Willers spacige Elektrotöne hinzufügt, Kellers alles mit einem wilden Rhythmus unterlegt und die Musik zum Klang einer Großstadt in der Rush-hour anschwillt. Plötzlich wieder Ruhe, von Gitarre und Schlagzeug kommen Töne als ließen Aboriginees ihre Schwirrhölzer kreisen, dazu Altmann als musikalischer Europäer im Urwald. Ein Durcheinander, wild und fröhlich.

In weiten Teilen ist die Band genau dort, was Warnfried Altmann als Grundlage der Magdeburger Jazzreihe beschrieb, der improvisierten Musik, dem Experiment, dem Ausprobieren was geht. Und so gibt es als Zugabe nochmal einen Rausch der Töne, nichts für zarte Ohren und doch (oder gerade deswegen!) eine große Lust dabei, beim Hören die Augen zu schließen und sich ganz in diesen Kosmos der Töne fallen zu lassen. Großartig!

Zwei Blasinstrumente
Drei Arten, eine Gitarre zu spielen



Jubiläumskonzert

Jazz in der Kammer gibt es jetzt seit 25 Jahren und das heutige Konzert war dann auch schon das 250. Ein schöner Anlaß für Warnfried Altmann, auf die letzten 25 Jahre Jazz im Magdeburger Schauspielhaus zurückzublicken.


Ein wenig kommt er bei diesem Rückblick ins Stolpern, als er das Publikum versehentlich bei "Jazz in der Kammer" begrüßt. Kein Wunder, denn diesen Namen trug die dienstäteste Magdeburger Jazzreihe über lange Jahre hinweg. Benannt war sie nach den Freien Kammerspielen Magdeburg, wie das jetzige Schauspielhaus ab 1990 hieß. Aber auch bereits früher, das muß bereits in den 70er Jahren gewesen sein, gab es eine Jazzreihe in den damaligen Kammerspielen, auch bereits als "Jazz in der Kammer". Mit Konzerten voller improvisierter und freier Musik, wie sich Warnfried Altmann erinnerte.
Nach einer Unterbrechung wurde dann 1990 Jazz in der Kammer neu gegründet. Zu dieser Zeit war Wolf Bunge Intendant der Freien Kammerspiele. Und der wollte, daß seine Schauspieler Montags frei hatten. So war am Montag die Bühne frei für andere Veranstaltungen – im wöchentlichen Wechsel gab es Neue Musik und E-Musik, Tanz, Jazz und Kino. Wolf Bunge fragte Warnfried Altmann, ob dieser nicht die Zusammenstellung der Jazz-Reihe übernehmen wolle. Der wollte – und das war dann der Begin einer schönen Tradition. Der Rest ist schnell erzählt: von den Montagsterminen blieb lediglich der monatliche Jazzabend bis heute erhalten und überlebte alle inzwischen erfolgten Intendantenwechsel. Auch dank des immer vorhandenen Publikums, das vehement den Erhalt von Jazz in der Kammer einforderte, als vor einigen Jahren die Reihe auf nur noch ein Konzert im Quartal zusammengestrichen werden sollte. So waren Altmanns Schlußworte vor der eigentlichen Anmoderation der heutigen Band auch dem Dank an das Publikum vorbehalten. Dieses rief er auch dazu auf, die Konzerttermine weiterzusagen und gern auch immer ein paar neue Zuhörer mitzubringen.

Nach dem silbernen Jubiläum ist nun beste Gelegenheit, der Reihe weiter viele schöne und interessante Konzerte zu wünschen. Also: Weiter so, mindestens bis zum goldenen Jubiläum!

Montag, 12. Oktober 2015

Vorschau 2015/16

Der Oktober ist gekommen und mit ihm startet auch die neue Saison von Jazz im Schauspielhaus. Auf die Postkarten der Jazzreihe hat der Designer mit seinem Lichtpinsel diesmal eine Gitarre an den Himmel über dem Schauspielhaus gemalt. Passenderweise, denn die Gitarre ist das Instrument der diesjährigen Saison, das in jedem der Konzerte in irgendeiner Form vorkommt.

19.10.15 Dreieck Vierseitig (Konzert Nr. 250 der Magdeburger Jazzreihe!)
Andreas Willers – Gitarre
Warnfried Altmann – Saxophon
Willi Kellers – Percussion

16.11.15 Fjord-Trio (Dtl., Norwegen)
Susan Weinert – Gitarre
TorunErikson – Gesang
Martin Weinert – Bass

21.12.15 Trio Rosenrot
Hub Hildenbrand – Gitarre
Dana Hoffmann – Gesang
Denis Stilke – Schlagzeug


18.01.16 Wood&Steel Trio 
Christian Kögel – Dobro SteelGuitar
Roland Neffe – Marimba/Vibraphon
Marc Muellbauer – Bass

15.02.16 Metal, Wood & Wire – extended (USA, Italien, Dtl.)
Geoff Goodman – Gitarre, Loops, Banjo
Ardhi Engl – Gitarre, div. Eigenbauinstrumente
Sebi Tramontana – Posaune
Bill Elgart – Schlagzeug


21.03.16
Juozas Milasius – Gitarre,
Sabir Mateen – Saxophon, Flöte
(Litauen, USA)

18.04.16 Vater und Sohn (Schweden)
Ulf Wakenius – Gitarre
EricWakenius – Gitarre 

16.05.16 Gitarre-Projekt (Krim)
Enver Izmailov 

20.06.16 Field (Dtl., Dänemark)
Ronny Graupe – Gitarre
UliKempendorff – Saxophon
Jonas Westergaard – Bass
Oliver Steidle– Schlagzeug