Montag, 16. April 2012

East Drive featuring Nicolas Simion

Bodek Janke — Schlagzeug, Percussion
Vitaliy Zolotov — Gitarre
Philipp Bardenberg — Bass
Nicolas Simion — Saxophon, Klarinette


Bei East Drive mag man zunächst osteuropäischen Jazz vermuten. Schließlich haben die Musiker allesamt osteuropäische Wurzeln: der Bandleader, Drummer und Percussionist stammt aus einer polnisch-russischen Familie, der Gitarrist stammt aus der Ukraine, der Bassist kommt aus Deutschland und Serbien und dazu ein Saxophonist und Klarinettist aus Rumänien. Dabei begann das Konzert mit durchaus anderen Klängen, mit langen gedehnten Tönen von Baß und Gitarre, in die sich zurückhaltend Bodek Jankes Schlagzeug mischte. Und so stellte Bodek Janke in seiner Anmoderation das Konzert auch unter das musikalische Motto "east meets west". Im Verlauf des Programms trafen westlicher, aber sehr melodischer Jazz und osteuropäische Melodien aufeinander. Beispielsweise, als Janke mit Flötentönen eine alte Hirtenmelodie andeutete. Anschließend ging es aber durchaus laut und rockig weiter, auch als Nicolas Simion hinzukam und mit Klarinette und Saxophon einstimmte.
Dennoch brachten auch die osteuropäischen Melodien immer wieder interessante Klänge in das Programm. So beispielsweise im von Jankes russischer Tante komponierten колыбельная – Wiegenlied. Darin wurde das Kind vom kräftigem Schlagzeug aufgeweckt, dann aber von den sanften Klarinettenklängen wieder in den Schlaf gewiegt. Ein interessantes Stück war auch "Bulgar", bei dem Simions Hirtenmelodien auf auf Jankes Beatbox-Töne trafen. So hielt sich East Drive weit entfernt von in Jazz umgewandelter Folklore, sondern fand immer wieder neue musikalische Ideen, mischte moderne urbane Klänge hinein.
Janke am immer präsenten Schlagzeug gab seinen Mitmusikern genügend Raum für ihre Melodien. Immer wieder waren dann auch Bardenberg und Zolotov zu hören, deren Saiteninstrumenten gut miteinander harmonierten, denen sie lange schwebende, beinahe schon psychedelische Töne entlockten – bis dann das Schlagzeug allzulange Träumereien verhinderte. Und natürlich kamen schließlich doch noch die Balkanklänge zu ihrem Recht, beim von Simion auf dem Tenorsax gespielten "Mladka Mitrovica", oder in "Seelenverwandschaft", einer bulgarischen Hochzeitsmelodie. Mitunter entwickelten sich die Melodien erst im Laufe der Stücke aus anfänglichen lauten Klängen, oder umgekehrt werden eingängige Melodien zwischendurch zu Rockstücken verwandelt, wie es beispielsweise Zolotovs Gitarrensolo mit einem Tango macht.
Mit der Zugabe spielte East Drive dann aber nochmal gekonnt mit dem Klischee einer osteuropäischen Jazzband. Bodek Janke verabschiedete sich auf russisch vom Magdeburger Publikum und dankte für den schönen Abend. Vermutlich konnte wenigstens ein Teil der Publikums diese Sätze mit aus der Schulzeit übriggebliebenen Sprachkenntnissen auch verstehen. Was dann folgte, war eine wilde Mischung von Tanzmusik, stimmungsvoll, mitreißend. Der Abend hätte noch lange so weitergehen können.

Jankes Worte, "kommt wieder her, wenn es hier Musik gibt – Livemusik ist etwas schönes" könnte auch als Motto über der gesamten Jazzreihe stehen. Sehen wir es als Einladung zum nächsten Jazz in der Kammer.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen