Montag, 17. Februar 2014

Ek Safar - One Journey

Im Februar spielte Ek Safar bei Jazz im Schauspielhaus:
Soumitra Paul – TablaHeiner
Nicolas Schulze – Piano
Heiner Stilz – Klarinette


Ek Safar heißt auf indisch "auf der Reise", und so heißt auch ihr aktuelles Projekt und ihre erste CD: One Journey.

Das Konzert beginnt so meditativ ruhig, wie es auch die meiste Zeit über sein wird. Leise Pianotöne perlen aus den Händen von Nicolas Schulze, ganz sacht wird daraus eine Melodie, von Heiner Stilz' auf der Klarinette übernommen und einen leisen Widerhall bildend. Soumitra Paul begleitet die Melodie mit leisem Rhythmus auf den Tablas. Seine leisen Töne sind anfangs nicht viel mehr als das Ticken einer Taschenuhr (ja, ich weiß: ein inzwischen altertümlicher Vergleich). Auch als die Musik allmählich dynamischer wird und aus dem Hintergrundrhythmus eine eigene, im Vordergrund stehende Melodie wird – sie bleibt eine mystisch-meditative Klanglandschaft, in die man sich fallen lassen und träumen kann.

Einige der Stücke sind von indischen Ragas inspiriert. Schulze erläutert dazu, daß die Melodien der Ragas normalerweise unverändert bleiben müssen. Die Musiker sehen die überlieferten Melodien als Inspiration. "Wir nehmen dann eben erst ein Teil Raga, dann etwas von uns und dann wieder etwas Raga", sagte Schulze.

Die Musik von Ek Safar ist eine der leisen Töne, der  ruhigen und langen Melodien. Da bieten sich zwei eigentlich gegensätzliche Möglichkeiten des Hörens an: entweder in Trance versinken und und sich den hypnotisch-fremdartigen Klängen hingeben und träumen, oder aber voller Konzentration auf die leisen Nuancen in den Melodien hören und diese bewußt warnehmen. Entscheidet man sich für letzteres, dann liegt der Reiz der Musik unter anderem im Wechsel der Melodieführung zwischen den drei Instrumenten, die die Musiker gleichberechtigt in die Musik einbringen. Die Konzentration auf die leisen Töne verändert die Aufmerksamkeitsschwelle des Hörers, und so reicht bereits ein Wechsel zwischen leisen indischen Klängen auf Tabla und Klarinette zum eher modernen Klavier-Solo, um ein Spannungsmoment zu erzeugen. Interessant auch an mehreren Stellen, wie die eigene Wahrnehmung allmählich und beinahe unmerklich zwischen Klavier und Klarinette wechselt. Da scheint die Musik zu einem Vexierbild zu werden, bei dem man mal das eine, mal das andere Instrument heraushört, während dann wiederum das andere scheinbar im Hintergrund versteckt bleibt.

Für unsere europäischen Ohren sind die Tablas eigenartige Instrumente. Kleine, nur mit den Händen  gespielte Trommeln, die je nach Ort und Art des Anschlags eine Vielzahl unterschiedlicher Töne hervorbringen. Wenn Paul die Tablas als Soloinstrument spielt, dann glaubt man gar nicht, daß diese Klangvielfalt von nur einem Musiker erzeugt wird. Mal ein nur leises Klopfen, mal lautes Trommeln, in unterschiedlichsten Klangfarben.
Im Zusammenspiel mit Klavier und Klarinette ging es allerdings nicht ohne elektrische Verstärkung – diese richtig auf die relativ leisen Tablas richtig abzustimmen, war für die Techniker eine Herausforderung. Dem Konzert ging ein langer Soundcheck für die Tablas voraus.
Zzudem erfordern die Tablas auch während des Spiels ein gelegentliches Nachstimmen. Das erledigte Paul aber scheinbar nebenbei und mit ruhiger Selbstverständlichkeit. Wenn er mit dem Stimmhammer gegen die Holzstücke schlug, um die Spannung des Trommelfells zu verändern und zur Prüfung der Stimmung eine leise Melodie spielte, in die Schulze oder Stilz ein paar Töne einfließen lassen, dann wurde durch das rhythmische Wechselspiel das bereits das Stimmen zum Teil der Musik (frei nach einer IKEA-Werbung: Stimmst du noch oder spielst du schon?).

Das Magdeburger Jazz-Publikum war begeistert und ließ die drei Musiker nicht ohne Zugabe von der Bühne. In "Mumbai Mail" nahmen sie die Zuhörer mit in die bunte Lebendigkeit der Millionenstadt Mumbai. Paul gibt eine rasanten Rhythmus vor und berichtet damit vom Leben in der indischen Großstadt, während europäische Jazzrhythmen auf dem Piano vom Zielort des  Briefes künden. Auf diese Art vereinigen sich in der Musik von Ek Safar die unterschiedlichen musikalischen Welten.

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