Montag, 19. März 2012

Roland Neffe: Vibes Beyond

Roland Neffe – Vibraphon, Marimba
Peter Herbert – Bass
Reinhardt Winkler – Schlagzeug

Roland Neffe, Peter Herbert, Reinhardt Winkler

Vibraphon und Marimba sind in der Jazz-Musik zwar nicht ungewöhnlich, aber doch eher selten (was sicher auch an der Größe der Instrumente und dem aufwendigen Transport liegt). Um so schöner und interessanter war der direkte Vergleich des unterschiedlichen Klangs beider Instrumente, die Roland Neffe mit nach Magdeburg brachte. Die ersten Klangwelten erinnerten in einer wohltuenden Weise an Musik, wie sie früher im Radio lief. Bis dann Reinhardt Winkler mit kräftigen Marschrhythmen die sphärischen Klänge unterbrach. Nach dem kräftigen Intro gab es zunächst wieder harmonische Klänge, in denen man teilweise sogar indische Einflüsse zu hören glaubte. Peter Herberts leise aber harmonisch gespielter Baß paßte gut dazu.
In der Anmoderation von "Escape from nomansland" berichte Roland Neffe davon, daß er (als gebürtiger Österreicher) seit etwa 15 Jahren in Berlin lebt und von ostdeutschen Freunden und Kollegen einiges über die Geschichte der DDR hörte. So inspirierten ihn Fluchtgeschichten zu diesem Stück, in dem wechselnde Schlagzeugrhythmen die "Flucht aus dem Niemandsland" untermalten und vor dem inneren Auge vorstellbar machten.
Peter Herbert zeigte sich später auch als genialer Solist, als er die musikalische Bandbreite des Basses voll ausnutzte und diesem teilweise zugleich ober- und unterhalb des Griffs spielend, teilweise mit dem Bogen gestrichen, balladenartige Klänge entlockte. In den "Visionary Landscapes" unterstützte er mit nur sparsamen Baßtönen die psychedelischen Klangräume des Vibraphons, während in "Line of Restlessness" sein kräftiges Baß-Solo auch optisch ein Erlebnis war – wie er darin den Körper des Basses zum Instrument machte, ihn zupfte und klopfte, rubbelte und streichelte, was zu einer ungeahnten Klangvielfalt führte – und mit seinen ruhelosen Bewegungen zugleich den Titel des Stückes sichtbar machte. Diese Unruhe wurde dann von Marimba und Baß aufgenommen und neu geordnet.
Mit "Speak" schlossen die drei Musiker das Programm ab, ein Stück, in dem das Marimba-Solo fast wie ein Spiel auf großen Glocken klang, wozu die großen Röhrenglocken unterhalb der Klanghölzer beitragen. Lange Tonleiterläufe perlten auf und ab, es ergab sich ein furioses Finale. Unterstützt von Reinhardt Winkler, mit dem er gemeinsam Schlagzeug studierte, zeigte Neffe noch einmal die volle Bandbreite der Marimba an Dynamik und Tempo. Mal kamen aus aus seinen Instrumenten Töne, die laut wie japanische Trommelensemble klangen, mal brachte er sein Instrument zum Singen.
Von diesem Abend mit einer ungewöhnlichen Besetzung werden mir wohl die zugleich rhytmischen und schwebenden Klänge von Vibraphon und Marimba noch lange in Erinnerung bleiben, die die Musik deutlich dominierten, ohne jedoch in einer bloßen Wohlfühl-Hintergrundmusik aufzugehen. Durch das Zusammenspiel mit Baß und Schlagzeug ergaben sich immer wieder neue, interessante und lebendige musikalische Strukturen.

Freitag, 9. März 2012

Vorschau März

19. März 2012, 21 Uhr: Roland-Neffe-Trio, mit
Roland Neffe – Vibraphon, Marimba
Peter Herbert – Bass
Reinhardt Winkler – Schlagzeug

Der Jazz-Termin im März verspricht wieder einmal interessant zu werden. So jedenfalls der Eindruck, den vorab bereits die Audioschnipsel auf Roland Neffes Webseite geben. In seinem aktuellen Projekt Vibes Beyond mischt er die warmen Klänge des Vibraphons und die metallisch geprägten Marimbaklänge mit akustischem Bass und Schlagzeug. Das Ergebnis klingt faszinierend: jazzige Musik – ruhig, aber deutlich rhythmisch; mit interessanten Klangkombinationen.

Aus der Konzert-Ankündigung:
Der in Graz geborene Vibraphonist Roland Neffe und Drummer Reinhardt Winkler spielten schon Anfang der 90er im „Roland Neffe Trio“, bevor sich durch Neffes Übersiedlung nach Nürnberg, später Boston und dann Berlin (seit 1995) die Wege trennten. Doch sie hielten über die langen Zwischenjahre persönlichen Kontakt bis 2008 „Vibes Beyond“ entstand – in aktueller Besetzung mit dem in Paris lebenden Bassisten Peter Herbert.
Roland Neffe pendelt seit seinen ersten künstlerischen Projekten zwischen Jazz und Neuer Musik, was sich musikalisch speziell in diesem Trio, in unkonventionellen Kompositionen niederschlägt, die unmittelbar eine eigene Handschrift erkennen lassen. Diese individuelle musikalische Sprache sowie die Verwendung von
Vibraphon und Marimba eröffnet dieser Band einen umfangreicheren, klanglichen Spielraum, weit weg vom Sound bekannter Vertreter des Vibraphons. Musik die sich bewusst über Grenzen hinwegsetzt und dennoch eindeutig dem Jazz zuzuordnen ist.